Erthal-Gymnasium organisiert Infotag
Erneuerbare Energien bieten auch Berufschancen
Schulleiter Volkhard Stierhof erinnerte im Gespräch mit unserem Medienhaus daran, dass das Erthal-Gymnasium Klimaschule Bayern ist. Zu diesem Themenkomplex gehörten auch die erneuerbaren Energien. „Als Physiker sind wir natürlich auch Überzeugungstäter, denn mit dem Klimawandel werden die Schüler in den nächsten 30 bis 40 Jahren zu tun haben.“
Organisiert wurde die Veranstaltung von den Lehrern Thomas Keßelring und Claus Biere. Nach ihren Worten bieten die erneuerbaren Energien „vom Monteur bis zum Ingenieur“ sehr gute Berufsaussichten. Für Stierhof ist der Bereich die Wachstumsbranche schlechthin, „wenn wir als Industriestandort bestehen wollen“.
Firmen vertreten
Welche Berufe konkret möglich sind, konnten die Schüler an Info-Ständen lokaler Firmen und Organisationen in der Aula erfahren, die mit erneuerbaren Energien zu tun haben. Vertreten waren die Tewag GmbH, die Energieagentur Unterfranken, die Initiative Junge Forscherinnen und Forscher, das Landratsamt, das Energieunternehmen Statkraft und die Energieversorgung Lohr-Karlstadt.
Zudem hatte die Schule Energieräder, einen Sonnenspiegel zum Kochen und weitere Exponate organisiert, die teilweise ausprobiert werden konnten. Für die Jahrgangsstufen neun mit zwölf des Gymnasiums, die Klassen M8 und M9 der Mittelschule und die Technikerklasse der Berufsschule war der Vortrag von Christian Holler gedacht, der gerade noch rechtzeitig eintraf – er war mit der Bahn angereist.
Holler ist Mitautor des Buches „Erneuerbare Energien zum Verstehen und Mitreden“, das wegen seiner Verständlichkeit gelobt wird. Die Energieerzeugung ist nach seinen Angaben neben der Ernährung der größte Treiber des Klimawandels. Über Energie zu sprechen, sei aber „wahnsinnig schwierig“.
Das fange schon bei den Bezeichnungen an. Der Gesamtenergieverbrauch Deutschlands werde in Exajoule gemessen, der Anteil des Stroms daran in Terawattstunden, der des Benzins in Megatonnen Öleinheiten. Der Münchner Professor rechnete deshalb in Radfahrer um.
Wenn man am Tag zehn Stunden auf dem Rad strample, erzeuge man ein Kilowatt Energie (100 Watt pro Stunde). Diese Energiemenge koste in Deutschland circa 30 Cent. Holler riet den Schülern daher, eine gute Ausbildung zu machen, „körperliche Arbeit wird schlecht bezahlt“.
100 Kilowattstunden am Tag
Eine Kilowattstunde Strom entspreche 0,1 Litern Benzin, drei Minuten warmem Duschen oder einem Waschgang bei 60 Grad. In Deutschland verbrauche eine Person am Tag 100 Kilowattstunden Energie. Der Anteil des Stroms an diesem Primärenergieverbrauch liege bei 17 Kilowattstunden, der des Benzins bei 15 Kilowattstunden.
Würden alle Autos nur noch elektrisch betrieben, stiege der Stromwert um vier Kilowattstunden oder 25 Prozent bei gleichzeitigem Wegfall des Benzins an. Das Publikum, das seine Meinung mit bunten Stimmkarten kundtun konnte, hatte die Lage wesentlich pessimistischer eingeschätzt.
Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion lag laut Holler im vergangenen Jahr bei 60 Prozent. Das habe rund 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs ausgemacht. Weit vorne habe die Biomasse gelegen – durch das Verbrennen von Holz.
Das Potenzial der Biomasse sei wegen des Flächenbedarfs aber ausgeschöpft, machte Holler deutlich. Wenn der Energieverbrauch ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden solle, gehe das nur mit Sonne und Wind. Aber damit lasse sich der Energieverbrauch nur gerade so decken. Das bedeute: Der Energieverbrauch müsse gesenkt werden.
Darüber werde schon lange geredet, passiert sei nicht viel. In den letzten 30 Jahren sei der Energieverbrauch in Deutschland nur geringfügig gesunken. Seltsam sei, dass etwa moderne Beleuchtungs- und Kochgeräte akzeptiert seien, gerade bei den Problemstellen Stromerzeugung, Heizen und Fahren, aber Skepsis herrsche.
Dabei oder hintendran?
Holler möchte daher den Energieverbrauch effizienter gestalten. Effizienz werde sich immer durchsetzen. „Die Frage ist nur, ob wir mit dabei sind oder nur die Rücklichter der anderen sehen.“



